Eine Tanzphilosophie

Viel wurde schon gesagt zum Tango…. Unsere ganz persönliche Sicht eines wohlwollenden und respektvollen Tangos. Eine getanzte Begegnung, ein wortloser Austausch, ein Stück Himmel zu zweit.

Sich selbst respektieren

Sich respektieren, wie man ist, mit seinen physischen Grenzen, seinen Bewegungsvorlieben, seinen Stärken und Schwächen als TänzerIn. Sich respektieren in der momentanen Verfassung und Offenheit fürs Gegenüber. Ganz bei sich sein, der erste Schritt für den gemeinsamen Tanz.

Das Gegenüber respektieren

Jemanden zum Tanzen einladen bedeutet ihn/sie so zu akzeptieren, wie er/sie ist. Das Gegenüber in seiner Art und Weise, Körpersprache, Beweglichkeit und Reaktionsfähigkeit zu respektieren. Zum Tanz eingeladen zu werden bedeutet wohlwollend entgegenzunehmen, was mein Tanzpartner mir schenkt : seine Aufmerksamkeit, seine Energie, seine Kraft, sein Tanz. Als Dank für sein Energiegeschenk schenk ich ihm meinen besten Tanz.

Die anderen TänzerInnen respektieren

Die anderen Tänzer in ihrem Tanzraum respektieren. Ich nehme sie wahr, sie nehmen mich wahr. Gegenseitiger Respekt und die Milonga ist für alle ein angenehmer Ort des Tanzens. Das impliziert auch den RESPEKT DER REGELN DER MILONGA. Sich in einer Gruppe von Tanzenden so verhalten, dass alle das Tanzen geniessen können, unabhängig vom Tanzniveau oder dem persönlichen Ehrgeiz.

Der Tanz

Die zwei Tanzenden erschaffen gemeinsam den Tanz. Keiner der beiden könnte ihn in der getanzten Weise allein kreieren. Als Tanzende teile ich mit ihm oder ihr das, was ich im Moment des Tanzes ihm/ihr geben möchte. Meine Aufmerksamkeit, meine Gegenwart, meine Musikalität… Der Leader (Mann oder Frau) schenkt frei und ohne Ansprüche von sich, was er dem Gegenüber geben will.

Der Follower (Frau oder Mann) ist frei, die Einladung zum gemeinsamen Tanz anzunehmen oder abzulehnen. Ist der Blick (MIRADA) von einem kurzen Kopfnicken (CABECEO) gefolgt, so beginnt der Tanz. Die beiden TänzerInnen finden sich in der Umarmung (ABRAZO). Der Leader nährt seine Umarmung mit dem Besten, was er zu bieten hat : Komfort, Sicherheit, Sanftheit und jede andere Qualität, die ihm zum Tanz mit dem Gegenüber notwendig erscheint. Der ABRAZO ist das Gefäss, das die Verrücktheit und Zartheit des Tanzes fasst.

Austauschen

In einer bequemen Tanzumarmung verbinden sich die beiden Tanzenden. Die Reise beginnt für eine Dauer von drei bis vier Liedern, die Zeit einer TANDA. Der Leader gibt seine Energie, seine Intention und seine Bewegung. Der Follower erhält diese, absorbiert sie, transformiert sie in Bewegung und gibt seine beste Antwort als Tanz an den Leader zurück, der diese Energie aufnimmt und damit den weiteren Tanz kreiert. Dieser Energiekreislauf beginnt mit dem ersten gemeinsamen Schritt (der SALIDA) und endet mit dem letzten Schritt der Tanda.

Seine ganze Gegenwart und Energie seinem Tanzpartner schenken, seine Energie und Präsenz als Geschenk  erhalten und damit einen einzigartigen gemeinsamen Tanz kreieren… Gibt es Schöneres?

Schau mal jenen Tänzern zu, die einen wirklichen Austausch getanzt haben. Schau auf ihre Gesichter und finde dort Glück, Dankbarkeit, Tiefe, übersprudelnde Freude.